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Es war am 10. März 1945. Jener unheilvolle Tag, an dem uns die Russen in Klessin, im südlichen Oderbruch vernichten wollten. Klessin, ein Gut mit einem kleinen Schloss, das bereits völlig zerstört war und nördlich davon ein paar Häusern der Gutsarbeiter, ein Weiler unweit der Oder. Hitler hatte es in seinem verzweifelten Endkampf als Festung erklärt. Von uns wurde sie mit letzter Kraft gegen eine riesige Übermacht verteidigt!
In Erinnerung an die Erlebnisse jenes Tages gab ich in die Suchmaschine von Google das Suchwort “Klessin 1945” ein. Viele Seiten wurden mir geliefert. Darunter ein Bericht aus “www.lexikon-der-wehrmacht.de”, von dem ich hier einen Auszug wiedergebe:
“...Zu Märzbeginn, nach dem Verlust von Wuhden, konzentrierten sich die sowjetischen Angriffe wieder auf Klessin. Nach 18-tägigem Gefecht, Klessin war bereits zum ersten Mal eingekreist, gelang einer Kompanie des Infanterie-Regiments der Kriegsschule Wetzlar (Grenadier-Regiment 1237) der Durchbruch entlang der Straße von Podelzig. ...” *
Ich war einer von denen!
Alte Erinnerungen an jene Tage wurden mir ins Bewusstsein gerufen. Nachdem ich dann noch den Internetbericht einer großen deutschen Zeitschrift über die letzten Tage von Klessin gelesen hatte, in dem unter anderem über die Kämpfe unserer Kompanie berichtet wurde, kam in mir der Wunsch auf, meine eigenen Erinnerungen aus dieser Hitler-Festung aufzuschreiben. Für mich, damals siebzehnjährig, waren sie schrecklich. Der Titel dieses Buches “Einer von denen war ich” ergab sich aus obigen Berichten. Anschließend, als ich meine Aufzeichnungen über meine Erlebnisse während der Kämpfe in Klessin hinter mich gebracht hatte, drängte man mich, doch alle Erlebnisse aus meiner Soldatenzeit und der anschließenden Kriegsgefangenschaft aufzuschreiben. - Ich suchte mein altes Tagebuch, ein einfaches Heft, aus meinem Bücherschrank, das dort über Jahrzehnte unbeachtet gelegen hatte. In diesem habe ich damals in kurzen Sätzen mein Erlebtes festgehalten. Aus den Aufzeichnungen daraus ist nun dieses Buch entstanden. - Gelegentlich werden in diesem harte, ungehobelte Ausdrücke wiedergegeben. Es sind Wortbildungen aus der Landsersprache, die Ausdrucksweise der Landser, einem zusammengewürfelten, rauen Männerhaufen deutscher Soldaten aus jener Zeit.
Alle Einzelheiten des Erlebten zurück in mein Gedächtnis zu rufen, war nicht immer leicht. Manches war aus meinem Bewusstsein verschwunden. Es gab Teile des Erlebten, die komplett verschollen waren. Mit einer Technik, die ich vor Jahren erlernt hatte, versuchte ich diese zurückzuholen. Ich musste sie im Geiste neu durchleben. Das war nicht besonders angenehm! Viel Zeit ist dabei verstrichen. Aber es fehlen immer noch Teile des Erlebten in Klessin, die von meinem Unbewussten nicht freigegeben werden. Nur ganz schwache Erinnerungen daran spüre ich versteckt in meinem Hinterkopf. Von diesen habe ich nicht berichtet.
* Richtigstellung: Es war nicht das Grenadier-Regiment 1237, sondern das Fahnenjunker-Grenadier-Regiment 1242.
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